NANOWAR OF STEEL
Jul 6th, 2018 | von metal.de |NANOWAR OF STEEL gehören zu den Bands, die aussehen, als hätten sie eine Wette verloren. Also heißt es: Konfetti auspacken und Mundwinkel hochziehen. Die Truppe aus Italien trägt rosa Tütü, knallbunte Perücken, eine Octopus-Maske und dergleichen. Stellt sich einem zuerst die Frage: warum traurig sein, dass man nicht bei der WM dabei ist, wenn man solch eine Spaß-Band im eigenen Land hat?
Wer bis dato aufgrund massiver Wolkenmassen etwas gefröstelt hat, kann sich jetzt warm tanzen … und wenig später freuen, dass NANOWAR OF STEEL so erheiternd sind, dass auch die Sonne rauskommt. Natürlich haben sie sich im Vorfeld mehr Gedanken über ihre Outfits als über die Musik gemacht, aber macht das etwas, wenn die Prioritäten so offenkundig vermittelt werden? Nö. NANOWAR OF STEEL sind eine Band für die Bademantel-Fraktion. Die spannendsten Töne kommen also vermutlich aus der Aufblas-Gitarre. Eingängigkeit können sie ja, und Humor haben die Italiener auch, die ihre Ansagen netterweise auf Deutsch raushauen. So erfahren wir, dass die Band auch einen politischen Auftrag hat: Laut eigener Aussage setzen sie sich für eine Rückkehr zum Mittelalter ein, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Dafür wurde auch die Partei „Alternative für Italien“ gegründet. „Sehr schön, sehr schön, schwanztastisch“, um mal ein Zitat einzubringen. Oder auch: „Ihr seid schwach wie eine Flasche leer“ als Beurteilung der Mitsingqualitäten. Stimmt weniger, denn wie gewohnt klatschen und grölen die Zuschauer eifrig.
Für eine halbe Stunde gewinnt also der musikalische Minimalismus, weil er amüsant dargeboten wird. Schade nur, dass sich die ausgeprägte und offengelegte Brustbehaarung des Gitarristen nicht einziges Mal in seinen Saiten verfangen hat. Dafür geht es gemeinsam in den „Schwanzwald“ in „Schwanzelvanien“, wo Bäume stehen, die „schwanzig“ Zentimeter hoch sind. Kann man nicht mehr toppen? Doch: Kurz vor Schluss gibt es zum elektronischen Beat eine an Tom Jones angelegte Einlage inklusive Choreografie, bei der auch der Drummer mitmacht. Das ist der Moment, in dem auch ein Black Metaller schmunzelt und kurz vergisst, sich zynische Notizen für den Bericht zu machen.