Livebericht – At The Gates
Jul 8th, 2022 | von metal.de |Zum Intro von „Blinded By Fear“, dem Opener ihres Klassikeralbums „Slaughter Of The Soul“, kommen die Göteborger Melodic-Death-Urgesteine AT THE GATES auf die Bühne. Jubel ertönt, aber auch erstes Grübeln: Kann das …? Wird das …? Spielen die tatsächlich einen DER Klassiker ihres Repertoires gleich als Erstes? Antwort: Ja, tun sie. „Blinded By Fear“ geht ab ohne Ende, und obwohl der Tonmann erst im Laufe des Songs den Regler für Fettigkeit hochdreht, gibt sich die ROCKHARZ-Crowd keine Blöße. In der ersten Ansage stellt der charismatische Frontmann Tomas „Tompa“ Lindberg klar, wie es dazu gekommen ist: Vor zwei Tagen sei seine Mutter verstorben. Beim Aufräumen ihrer Wohnung habe er ihre CDs durchgeguckt und „Slaughter Of The Soul“ als Krönung der Sammlung ganz oben im Regal gefunden. Obwohl im Raum stand, den ROCKHARZ-Auftritt abzusagen, hat sich die Band entschieden, den Auftritt Frau Lindberg zu widmen und unangekündigt „Slaughter Of The Soul“ in ganzer Länge zu spielen. Der folgende Applaus ist gleichzeitig Freude darüber, den Klassiker in voller Länge live zu hören, und Beileidsbekundung für Tompa. Jener ist sichtlich gerührt – danke, ROCKHARZ-Crowd, das habt ihr schön gemacht!
Ihrer Ankündigung leisten AT THE GATES auf jeden Fall Folge, und der Vorteil ist klar: Mindestens jeder zweite Anwesende kennt „Slaughter …“ auswendig, das merkt man den Reaktionen auf den Auftritt an, bei dem wirklich Knaller auf Knaller folgt. Wer beim Titeltrack oder bei „Home Sweet Home“ stillstehen kann, steht sowieso bei der falschen Band. Der Nachteil: Es fehlen ein paar Hits von anderen Platten, die man in einem AT THE GATES-Set erwartet hätte. Entsprechend fordert die Meute gegen Ende des 45-minütigen Auftritts Zugaben, doch Tompa deutet auf seine Uhr: Leider keine Zeit, nebenan scharren ENSIFERUM schon mit den Hufen. Sichtlich gerührt vom ROCKHARZ-Publikum wirft er nach den letzten Klängen noch einen Luftkuss in die Menge. Dies war ganz sicher eine besondere AT THE GATES-Show, und zwar sowohl für das Publikum als auch für die Band.