EVERGREY
Jul 6th, 2018 | von metal.de |Es ist Nachmittag in Ballenstedt, es herrschen angenehme Temperaturen, und trotzdem wird es gefühlt ein paar Grad kühler als die Göteborger EVERGREY die Bühne betreten. Obwohl der Sound der Herren um Tom Englund grundsätzlich im düsteren Gewand daherkommt, ist es aber recht schwer, sie in eine stilistische Schublade zu stecken. Häufiger hört man Vergleiche zu progressiven Bands wie DREAM THEATER – die Progressivität von EVERGREY bezieht sich aber statt auf endlose Frickelorgien eher auf die komplexen Songstrukturen, die Tempowechsel und die anspruchsvollen Gitarrenleads. Daraus hat sich in den letzten Jahren ein extrem eigenständiger Stil entwickelt, den so keine andere Band spielt. Die Bezeichnung „Dark Melodic Power Metal“ trifft es wohl am besten.
Fast hätte der heutige Gig allerdings abgesagt werden müssen, da die komplette Band erst eine halbe Stunde vor Beginn auf dem Festivalgelände angekommen ist. Die sicherlich vorhandene innere Unruhe merkt man der extrem gut eingespielten Truppe aber zu keiner Sekunde an. Alle Songs der hauptsächlich aus Songs der letzten beiden Alben, „Hymns For The Broken“ und „The Storm Within“, werden bei glasklarem Sound extrem tight heruntergezockt. Auch Gitarrist Henrik Danhage spielt sein gefühlvolles Solo ohne Anzeichen von Nervosität. Ein wenig zu früh kündigt Tom Englund dann bereits den letzten Song an, die Enttäuschung lässt sich in einigen Gesichtern der während der Spielzeit deutlich angewachsenen Menge deutlich ablesen. Am Ende ist dann aber doch noch Zeit für „King Of Errors“ vom vorletzten Album, bei dem in den ersten Reihen noch einmal aus vollen Kehlen mitgesungen wird. Vielen Dank meine Herren, der Verfasser dieser Zeilen hat mehr als einmal Erpelpelle. Die nun offenbar fälligen Aftershow-Biere haben sich die sympathischen Schweden mehr als verdient.